Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Solarlösungen für Indiens Landwirtschaft

Solarlösungen für Indiens Landwirtschaft

11. Januar 2024 - von Dr. Maximilian Held

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Wer die indische Großstadt Pune in Richtung Süden verlässt, erblickt schon bald die Berge der Western Ghats. Hier in den Höhenlagen von bis zu 1.300 Meter rund um Mahabaleshwar trifft kleinbäuerliche Landwirtschaft auf ausgeklügelte solarbasierte Spitzentechnologie. Bei einem Besuch bei Erzeuger*innen machten sich die Teilnehmer*innen der Oikocredit-Studienreise selbst ein Bild davon, wie diese die Arbeit von Kleinbäuer*innen erleichtert und ihren jährlichen Umsatz steigert.

Während das Thermometer im Dezember in Deutschland Temperaturen um den Gefrierpunkt zeigt, sind es im Süden Indiens circa 30 Grad. Für die Kleinbäuer*innen der Erzeugerorganisation Taji Baji ist Erntesaison. Neben Weizen und Bohnen für den eigenen Verbrauch kultivieren sie hier Erdbeeren für den Verkauf, der ihnen ein zusätzliches Einkommen ermöglicht. Händler prüfen die Ware und verladen sie zufrieden in ihre Fahrzeuge. Seit einigen Jahren steigen die Erträge und die Frischequalität der süßen und für Indien exotischen Früchte, für die sie bereit sind, höhere Preise zu zahlen.

Kleinbauern wie Mohit Bhende profitieren davon: „Wir können unsere Erdbeeren 20 Prozent teurer verkaufen. Bei einer Produktion von zehn Tonnen bedeutet das einen zusätzlichen Jahresumsatz von 200.000 Rupien (mehr als 2.000 Euro). Das ist viel Geld für einen Farmer.“ Mehr Einkommen bedeutet für die Erzeuger*innen auch eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen: „Familien können ihren Kindern eine gute Bildung ermöglichen. Die landwirtschaftlichen Praktiken verbessern sich, da die Bauern und Bäuerinnen Zugang zu neuster Technologie und effizienter Bewässerung bekommen“, erklärt er auf seiner circa 1 Hektar großen Parzelle. Die Teilnehmer*innen der Studienreise, Haupt- und Ehrenamtliche aus verschiedenen Oikocredit-Niederlassungen und Förderkreisen, hören gespannt zu. In Indien haben sie die Gelegenheit, binnen einer Woche verschiedene Partnerorganisationen von Oikocredits Tochtergesellschaft Maanaveeya Development & Finance Private Limited kennenzulernen. In Gesprächen mit deren Mitarbeiter*innen und Endkund*innen stellen sie ihre Fragen und lernen dazu, um anschließend in ihren Ländern in Vorträgen, Presse- und Blogartikeln über ihre Erfahrungen zu berichten.

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So bleibt die Ernte länger frisch

Der Grund für die bessere Qualität der Ware liegt in einer technischen Lösung von Ecozen. Das Oikocredit-Partnerunternehmen wurde 2010 gegründet und fertigt unter dem Produktnamen „Ecofrost“ innovative, solarbetriebene Mini-Kühlhäuser, die es an Kleinbäuer*innen vermietet. Auch in der Nacht und in sonnenlosen Stunden sorgt ein wasser- bzw. eisbasierter Kältespeicher für eine zuverlässige Kühlung. Dadurch bleibt die Ernte länger haltbar. Der Lebensmittelverlust durch Verrotten aufgrund von Schädlingen, Pilzbefall oder Parasiten konnte auf bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Für die indische Landwirtschaft, die durch Folgen des Klimawandels wie steigende Temperaturen und heftige Regenfälle herausgefordert ist, ist das keine Selbstverständlichkeit. Seit 2021 arbeitet Ecozen mit Oikocredits indischer Tochtergesellschaft Maanaveeya zusammen. Damals war das notwendige Kapital für die Weiterentwicklung von Ecozen von Banken nur schwer zu bekommen. Maanaveeya war von dem Potenzial und der sozialen Wirkung des Unternehmens überzeugt und in diesem kritischen Moment mit einer bedarfsgerechten Finanzierung in Höhe von insgesamt 199 Millionen Rupien (2,48 Millionen Euro) zur Stelle. Das schuf Vertrauen. Heute schätzt das Technologieunternehmen nach Worten des Mitgründers und Chief Operating Officers (COO) Prateek Singhal vor allem den vierteljährlichen fachlichen Austausch mit Maanaveeya.

Attraktiv durch bedarfsgerechtes Leasing

Die Erzeuger*innen-Gemeinschaft Taji Baji hat sich für ein Kühlhausmodell entschieden, in das sie fünf Tonnen Obst und Gemüse einlagern kann. Es ist transportabel und steht der Gemeinschaft für insgesamt drei Monate zur Verfügung. Das reicht für die Erdbeerernte. Die Leasing-Kosten teilen sich die etwa hundert Mitglieder. „Es ist ein Vorteil, dass wir keine großen Ausgaben für das Kühlsystem haben. Und der Wartungsaufwand ist sehr gering“, erklärt Bhende. In der Zentrale von Ecozen im nahegelegenen Pune überprüfen die Mitarbeiter*innen per Ferndiagnose, dass Lagertemperaturen optimal eingestellt sind und alles reibungslos funktioniert. Die notwendigen Daten liefern die Kühlhäuser, die mit mehreren Sensoren ausgestattet sind.

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Weniger Diesel, niedrigere Kosten

Ecozens meistvertriebenes Produkt ist allerdings nicht „Ecofrost“, sondern die Solarpumpe „Ecotron“. Wie wichtig eine effiziente Bewässerung ist, erfahren die Teilnehmer*innen der Study Tour von Kajal Pophale. Sie ist eine junge Landwirtin und besitzt zwei kleine Agrarflächen, auf denen sie unter anderem Zwiebeln, Weizen und Koriander anbaut. Es dämmert bereits, die Sonneneinstrahlung ist nicht mehr besonders hoch und trotzdem funktioniert die Pumpe.

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Die Solartechnologie ermöglichte es Kajal Pophale, ihre Betriebskosten zu senken. Ihre alte Pumpe hatte sie mit Diesel betrieben. Teure Ausgaben für den umweltschädlichen Kraftstoff sind nicht mehr nötig. Die auf diese Weise verhinderten CO2-Emissionen leisten einen Beitrag fürs Klima. Ecozen schätzt den eingesparten Diesel ihrer Solarprodukte auf mehr als 315 Millionen Liter. Für die Landwirtin Kajal Pophale hat sich außerdem die Erntesaison durch die zuverlässige Bewässerung um ganze drei Monate verlängert. Demnächst wird sie die Solarpumpe umrüsten, um sie dann mit der App fernsteuern zu können, die Ecozen entwickelt hat. Das spart Zeit, um sich um andere anfallende Arbeiten kümmern zu können, denn ohne die Fernsteuerung müssen die Erzeuger*innen häufig lange Wege bis zum Feld zurücklegen. Auch andere Kleinbäuer*innen in der Region möchte sie von der Technologie überzeugen, deren Erwerb derzeit von der indischen Regierung um bis zu 90 Prozent subventioniert wird. „Einfach machen und ausprobieren“, rät sie.