Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Indien trifft Deutschland: Ein Austausch für soziale Wirkung

Indien trifft Deutschland: Ein Austausch für soziale Wirkung

18. Oktober 2023 - von Dr. Maximilian Held

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Maanaveeya Development and Finance Private Limited ist der Name von Oikocredits indischer Tochtergesellschaft. Anfang September waren ihr Geschäftsführer Gouri Sankar Gollapudi und ihre Vorstandsvorsitzende Mohua Mukherjee zu Besuch in Frankfurt. Dort trafen sie Mitarbeitende von Oikocredit Deutschland und der deutschen Oikocredit-Förderkreise. Der Tag stand ganz im Zeichen des Voneinander-Lernens. Über das Wachstumsland Indien und die Arbeit von Maanaveeya im Globalen Süden. Und über die Aktivitäten von Oikocredit in Deutschland – hier im Globalen Norden, wo sich nicht nur hauptamtlich Mitarbeitende, sondern auch viele Ehrenamtliche für Oikocredits Anliegen engagieren: mit privaten Geldanlagen nachhaltige Entwicklung zu finanzieren.

Maanaveeya – auf der Höhe der Zeit

Indien wächst. Dieses Jahr hat es mit seinen 1,4 Milliarden Einwohner*innen laut Schätzungen der Vereinten Nationen die Volkrepublik China als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst. Auch Indiens Wirtschaft boomt. Zwar ist das chinesische Bruttoinlandsprodukt noch mehr als fünfmal so groß, doch der Nachbar im Süden verzeichnet mittlerweile ein höheres Wirtschaftswachstum, das 2022 sieben Prozent erreichte.[1] Gouri Sankar Gollapudi und Mohua Mukherjee berichten in Frankfurt von rasanten ökonomischen Veränderungen und wie Maanaveya Schritt hält. Maanaveya – das bedeutet auf Hindi „menschlich“ und steht im Zeichen von Oikocredits Motto „in Menschen investieren“. Und in der Tat leistet Maanaveya dazu einen großen Beitrag: „Mit rund 205 Millionen Euro Entwicklungsfinanzierung macht Indien ca. 20 Prozent aller Oikocredit-Investments aus. Die raschen wirtschaftlichen Entwicklungen auf dem Subkontinent sind dabei Chance und Herausforderung zugleich“, so Gollapudi (Mehr im Wirkungsbericht 2023). „Die Frage ist: Wie können wir in dem sich ändernden Marktumfeld mehr potenzielle Endkund*innen erreichen und eine größere Wirkung zu erzielen?“

Gouri Sankar Gollapudi Managing Director Maanaveeya

Soziale Wirkung steht an erster Stelle

Der Schlüssel zum Erfolg sind für Maanaveeya, das 2004 als hundertprozentige Tochtergesellschaft von Oikocredit in Hyderabad gegründet wurde, schon immer starke Partnerunternehmen, für die soziale Wirkung an erster Stelle steht. Gollapudi erinnert sich: „2015 kamen die Gründer des Unternehmens Fourth Partner Energy zu mir. Sie wollten im Bereich der erneuerbaren Energien tätig werden. Ihre klimafreundlichen Ambitionen und innovativen Technologien passten sehr gut zu unseren Vorstellungen. Also haben wir sie in einem frühen Stadium finanziert.“

Fourth Partner Energy zählt mit seinen Wind- und Solarparks mittlerweile zu den größten indischen Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien und trägt entscheidend zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Dies zeigt die Potenziale für Größenordnungen, die aus einer langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit in Indien erreicht werden können. Wichtigstes Kriterium und Grundvoraussetzung für eine Kooperation mit Maanaveeya ist ein überzeugendes Ergebnis in den sogenannten ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Governance bei der Unternehmensanalyse (Due-Diligence-Prüfung). „Bei allem, was wir tun, schauen wir besonders auf die soziale Wirkung“, betont Gollapudi.

Auftrieb für die finanzielle Inklusion

Die größten Veränderungen im Marktumfeld von Maanaveeya lassen sich im Bereich der finanziellen Inklusion beobachten. Mohua Mukherjee berichtet, dass die indische Regierung um Premierminister Narendra Modi den Zugang zu Bank- und Spardienstleistungen zur Priorität erklärt habe. Mit erstaunlichem Erfolg: Nach Angaben der Weltbank nahm der Anteil der Personen mit Bankkonto in Indien zwischen 2014 und 2017 von 53 auf 80 Prozent zu – auch wenn nicht alle Konten tatsächlich für Transaktionen genutzt wurden.[2]

Auslöser sei das Regierungsprogramm „Pradhan Mantri Jan Dhan Yojana“. Dieses habe eine kostenfreie Kontoführung ohne Mindesteinlage und einfache Überweisungsmöglichkeiten für die indische Bevölkerung garantiert. Es wurde von großangelegten staatlichen Investitionen in die digitale finanzielle Infrastruktur begleitet. Mukherjee ergänzt: „Die neue Infrastruktur macht keinen Unterschied zwischen arm und reich. Bei der Kreditvergabe können unsere Partner die nötigen Daten von allen auf dieselbe einfache Art und Weise verarbeiten. Jetzt liegt es an Maanaveeya, diese verbesserten Voraussetzungen zu nutzen, um unsere Partner zu stärken.“

Großes entsteht im Kleinen

Positivbeispiele für die soziale Wirkung von Mikrofinanz in Indien gibt es viele. Das verbreitete Modell der Gruppenkredite trägt zu mehr Frauen-Empowerment bei. Mukherjee erläutert: „Wenn Frauen Geld leihen möchten, haben sie häufig keine Sicherheiten. Bei Gruppenkrediten kann eine Frau für eine andere bürgen.“ Nach fünf oder sechs Krediten würden sich Frauen anschließend für einen Individualkredit qualifizieren, um damit beispielsweise einen Kiosk zu betreiben. „Was mich am meisten begeistert, ist, dass wir Unternehmen, die diese wichtige Dienstleistung anbieten, auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten können. Maanaveya unterstützt seine Partnerunternehmen dabei, Vorteile aus den neuen Möglichkeiten in Indien zu ziehen. Möglichkeiten, die sich durch die konstant verändernde Wirtschaft und die verbesserte finanzielle Infrastruktur in Indien ergeben.“