Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Dritter Quartalsbericht 2020: Stabilität wahren

Dritter Quartalsbericht 2020: Stabilität wahren

16. November 2020

Vier Mal im Jahr veröffentlicht Oikocredit Zahlen und Fakten für das vorangegangene Quartal. Dieser Beitrag enthält zusätzliche Hintergrundinformationen, um unseren Anleger*innen und anderen Interessierten einen Einblick in die Entwicklungen im dritten Quartal 2020 zu bieten.

Folgen von Covid-19 weiterhin spürbar, aber überschaubar

Für Oikocredit und ihre Partner stand auch das dritte Quartal 2020 unter dem Zeichen der Covid-19-Pandemie. So verringerte sich unser Portfolio ausstehender Finanzierungen und Kapitalbeteiligungen in Q3 um 9,6 Prozent auf 856,1 Millionen Euro. Demgegenüber stieg die Zahl der Partner, die um eine Zahlungspause und somit um eine Verlängerung des Tilgungszeitraums baten, von 112 auf 136. Aktuell entfallen 29 Prozent unseres Portfolios ausstehender Finanzierungen auf Kredite, bei denen wir eine Zahlungspause vereinbart haben. Im zweiten Quartal lag dieser Anteil noch bei 19 Prozent. Der prozentuale Anstieg ist auch durch den geringeren Umfang des Portfolios bedingt. Von den Ländern, in denen wir tätig sind, waren Indien, Indonesien und Kambodscha am stärksten betroffen. Der Anteil ausfallgefährdeter Kredite mit PAR 90 (portfolio at risk, PAR), bei dem die Rückzahlungen mehr als 90 Tage überfällig sind, hat sich geringfügig von 6,7 auf 6,9 Prozent verschlechtert.

Beim Jahresüberschuss setzte sich der rückläufige Trend – wenn auch verlangsamt – fort. Entsprechend verzeichnete Oikocredit im Quartal einen Nettoverlust. Insgesamt fiel dieser Verlust geringer als erwartet aus und entsprach weitgehend den relativ stabilen Ergebnissen bei der Bewertung des Portfolios sowie bei Rückstellungen für Kreditverluste und Wertberichtigungen. Unsere Liquiditätsquote verbesserte sich von 25,8 auf 31,9 Prozent. Insgesamt fielen die Quartalsergebnisse etwas besser aus, als wir in der ersten Jahreshälfte 2020 zunächst befürchtet hatten, blieben aber hinter unserer Planung zu Jahresbeginn zurück.

Die Treue unserer Mitglieder und Anleger*innen bleibt ungebrochen

Unser Mitgliederkapital blieb insgesamt relativ stabil. Aufgrund der nach wie vor geringen Zahl von Rückkäufen und des Rückgangs im Mittelzufluss in Q3 sank das Mitgliederkapital nur geringfügig um 0,7 Prozent auf 1.131,7 Millionen Euro. Auf das Jahr gerechnet nahm das Mitgliederkapital insgesamt jedoch zu, da wir im ersten Quartal – vor Ausbruch der Pandemie – einen relativ starken Nettokapitalzufluss verzeichnen konnten. Die überwiegende Mehrheit unserer Mitglieder und Anleger*innen blieben investiert – trotz der Senkung der Dividende für 2019 auf 0 Prozent, der gestiegenen Risiken im Bereich der sozialen Entwicklungsfinanzierung und trotz der mit der Pandemie verbundenen Ungewissheiten und deren Folgen für finanzielle Perspektiven.  Der Nettoinventarwert je Anteil ging im dritten Quartal leicht von 210,94 Euro auf 210,54 Euro zurück und ist seit Jahresbeginn um 2 Prozent gefallen. 

Mittlerweile beobachten wir eine Stabilisierung. Der Schwellenwert, bei dessen Unterschreiten Oikocredit Neuausgaben und Rückkäufe aussetzen müsste, liegt bei 200 Euro. Entsprechend haben wir in diesem Quartal die Ausgabe sowie Rücknahme von Anteilen fortgesetzt.

Erhöhte Wachsamkeit

In Q3 haben wir abermals die Rückstellungen für die aufgeschobenen Tilgungsleistungen unserer Partner erhöht, wenn auch in geringerem Umfang als in Q2. Wir haben die Bewertung von Risiken fortgesetzt, die insbesondere jene Partner betreffen, mit denen wir Zahlungspausen vereinbart haben. Tendenziell sind diese Partner unmittelbar von Covid-19, den Beschränkungen der Wirtschaftstätigkeit im jeweiligen Land und dem daraus resultierenden Abschwung betroffen. Aus den gleichen Gründen haben auch Partnerorganisationen Schwierigkeiten Tilgungsleistungen einzuziehen, denn auch ihre Kund*innen sind von einer gedrosselten Wirtschaftstätigkeit betroffen. Das gilt insbesondere im Bereich der Mikrofinanz.

Gegen Ende des Quartals haben wir begonnen zu prüfen, welche Partner sich entweder hinreichend erholt hatten oder kaum betroffen waren und daher für neue Kredite in Frage kommen. Aus diesem Grund haben wir mit Bedacht einige Refinanzierungskredite und sogar einige Finanzierungen für neue Partner genehmigt.

Gleichzeitig behalten wir unsere Liquiditätsentwicklung genau im Auge, denn wir benötigen Liquidität zur Finanzierung des Neugeschäfts sowie gegebenenfalls zum Rückkauf von Anteilen. Auch die Kostenkontrolle ist von entscheidender Bedeutung, um Stabilität zu wahren und um für eine ungewisse Zukunft gewappnet zu sein. Wir beschränken unsere Ausgaben auf das, was für die Fortsetzung unserer Geschäftstätigkeit unbedingt erforderlich ist. Dabei investieren wir äußerst selektiv in die Verbesserung von Effizienz und Effektivität. Im Ergebnis bedeutet das, dass unsere Kosten allgemein unter den Niveaus der vergangenen Jahre liegen.

Unterstützung für Partner und Mitarbeiter*innen

Es ist uns gelungen, die engen Beziehungen mit unseren Partnern in unseren Schwerpunktregionen – Afrika, Asien und Lateinamerika/Karibik – aufrechtzuerhalten. Dadurch haben wir ein klares Bild von den Herausforderungen und Risiken, mit denen sie konfrontiert sind. Zugleich haben wir unseren Partnern auch weiterhin unser anhaltendes Engagement für sie signalisiert. Ein gutes Beispiel dafür ist das Oikocredit CEO Forum für unsere Partner in Afrika. In diesem Rahmen fanden drei Online-Workshops für die CEOs von Partnern im inklusiven Finanzwesen statt. Hier stand der Erfahrungsaustausch im Vordergrund, um die jeweiligen Unternehmen sicher durch die Coronakrise zu führen und das Geschäft für die Zukunft zu stärken. Die Teilnehmer*innen schätzten die persönlichen Gespräche und den Austausch zu Best Practices. Wir prüfen derzeit, ob es Sinn macht, diese Workshops zu einem Programm auszubauen und für alle Partner zu öffnen.

Im dritten Quartal erhielt Oikocredit den Zuschlag für die Teilnahme an einer öffentlich-privaten Partnerschaft, deren Ziel der Ausbau der sozialen Sicherheit für 10 Millionen kleinere Agrarbetriebe in Afrika, Asien und Lateinamerika ist. Dieses Ziel soll durch den Aufbau landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten erreicht werden. Bei dem Smallholder Safety Net Upscaling Program handelt es sich um eine zehnjährige Initiative mit einem Gesamtbudget von 55 Millionen Euro. Oikocredit ist einer von fünf sozialen Kreditgebern, die ausgewählt wurden, um im Rahmen des Programms technische Hilfe für landwirtschaftliche Organisationen anzubieten und zu erleichtern.

Intern haben Sicherheit und Wohlbefinden unserer Mitarbeiter*innen – sowohl in der Hauptgeschäftsstelle in Amersfoort (Niederlande) als auch in den regionalen Büros – Priorität. Die 2019 abgeschlossene interne Umstrukturierung hat sich bewährt. Dezentrales Arbeiten wurde für eine größere Anzahl von Mitarbeiter*innen möglich. Auch konnten wir unsere Leistungsfähigkeit in einem außerordentlich schwierigen Jahr aufrechterhalten, auch weitestgehend – soweit möglich und angebracht – ohne Geschäftsreisen und sowie Präsenzveranstaltungen. Wir werden unsere internen Richtlinien zu dezentralem Arbeiten und zu Geschäftsreisen überarbeiten, um die teilweise auch positiven Nebeneffekte der Pandemie intern zu integrieren.

Weitere Aussichten

Im nächsten Quartal wird für viele Oikocredit-Partner der gewährte Zahlungsaufschub enden. Wir werden analysieren und entscheiden, wer die Rückzahlungen wieder aufnehmen kann und wer weiterhin besondere Hilfestellung benötigt. Wegen der direkten und indirekten Folgen von Covid-19 wird unsere Genossenschaft in diesem Jahr insgesamt voraussichtlich Verluste schreiben; auch die Rücklagen werden spürbar sinken. Die Unberechenbarkeit des Coronavirus und seine Folgen für unsere Partner und die Volkswirtschaften unserer Schwerpunktländer machen eine Prognose außerordentlich schwierig. Selbst wenn sich unsere Ergebnisse wieder in den positiven Bereich entwickeln, wird die Erholung von der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen nur langsam vonstattengehen. Wir werden uns auch weiterhin für alle Eventualitäten wappnen.

Es ist nicht auszuschließen, dass wir auf weitere Herausforderungen reagieren müssen, die unsere Partner und Märkte betreffen. Doch zugleich werden wir auch bereit sein, Chancen zu nutzen, um Finanzierungen an neue und bestehende Partner zu unterbreiten. Im Mittelpunkt steht dabei immer unser Auftrag, Organisationen nachhaltig zu unterstützen, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität wirtschaftlich benachteiligter Menschen und Gemeinschaften beitragen. Es sind gerade diese Gemeinschaften, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind – und wir haben den Anspruch mit unserem globalen Netzwerk zur wirtschaftlichen Erholung beizutragen.

Im dritten Quartal haben wir auch mit der Ausarbeitung unserer neuen Strategie für den Zeitraum 2022 bis 2026 begonnen. Diese Strategie werden wir im nächsten Jahr bei unserer internationalen Generalversammlung vorstellen. Mit unseren Stakeholdern – unseren Mitgliedern, Anleger*innen, Partnern, Mitarbeiter*innen und dem Aufsichtsrat – arbeiten wir gemeinsam an unseren langfristigen Zielen, an unserer Theorie des Wandels und unseren Strategieentscheidungen. Wir sind zuversichtlich, dass die Umsetzung einer zielgerichteten Strategie dazu beitragen wird, dass wir uns schneller von den Folgen der Pandemie erholen können und damit den Weg bahnen für eine gerechtere und nachhaltige Zukunft – für die Menschen, die unsere Unterstützung am dringendsten benötigen.

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