Mangoase: „Leben unter Mangobäumen“
Während unserer Studienreise in Ghana gehen wir an Orte, die vom nationalen Stromnetz abgeschnitten sind. Unser Weg führt uns nach Mangoase, eine kleine Ansammlung einfacher Lehmhütten nördlich von Accra. Bei den meisten Familien ist es hier nach Sonnenuntergang stockfinster. Der Oikocredit-Partner PEG bringt Licht ins Dunkle.
Als wir schon befürchten, dass unser Minibus jeden Moment in einem der Schlaglöcher stecken bleibt oder der Motor an einer besonders steilen Stelle den Geist aufgibt, erreichen wir nach einer schier endlosen holprigen Fahrt unser Ziel: das Dorf Mangoase in der Eastern Region von Ghana. Der Name bedeutet so viel wie „Leben unter Mangobäumen“ und in der Tat ist dieser Ort recht idyllisch mit frei herumlaufenden Ziegen und Hühnern und einer Hand voll kleiner Lehmhäuser unter schattenspendenden Bäumen. Doch die ca. 200 Menschen, die hier über eine weite Fläche verteilt wohnen, haben keinen Strom und kein fließendes Wasser. Sie leben so einfach, wie wir es uns kaum vorstellen können.
Der erste Kunde
Wir treffen Samuel Danyo vor seinem blau getünchten Häuschen. Seine sechs Kinder und zwei Frauen sitzen draußen und verfolgen neugierig unsere Ankunft. Samuel ist in seinem Dorf stolzer erster Nutzer einer Haussolaranlage des Oikocredit-Partnerunternehmens PEG. Das Solarpanel hat er auf dem Dach angebracht, die Steuerungsbatterie – das Herz der Anlage – in seinem Schlafzimmer, damit er sie über Nacht bewachen kann. An das System angeschlossen sind zwei Glühbirnen, ein Handyladegerät und ein Fernseher. Damit ist er einer der wenigen Menschen im Ort, der nach Sonnenuntergang Licht und außerdem Unterhaltung durch 57 verschiedene TV-Kanäle hat.
„Without us the world would be in darkness“
Seit 2016 arbeitet Oikocredit mit PEG Africa zusammen. Die Zielgruppe des sozialen Unternehmens sind einkommensschwache und ländliche Haushalte in Westafrika. Allein in Ghana leben 20 Prozent der Einwohner ohne Strom leben. PEG vertreibt Solaranlagen an ebendiese Haushalte. Das Konzept ähnelt dem des Leasings: Die Kund*innen kommen wöchentlich für die Nutzung der Anlage auf und bezahlen sie dadurch in Raten ab, bis sie ihnen schließlich gehört. Leticia Teiko Insaidoo, kaufmännische Leiterin bei PEG Africa bringt auf den Punkt, was ihr Unternehmen bereits geschafft hat: „Without us the world would be in darkness“. Bisher hat PEG 45.000 Endkund*innen in Ghana, Cote d’Ivoire, Senegal und neuerdings auch in Mali mit Solaranlagen versorgt. Dabei gehen die Solaranlagen-Vertreter*innen bei PEG an Orte, die teilweise nicht einmal die Krankenschwestern erreichen – Orte wie Mangoase.
Filmeabend statt Dunkelheit
Vor einem Jahr war neben Kerzen und Feuer Samuels einzige Lichtquelle eine Taschenlampe. Die Batterien musste er in der nächstgrößeren Stadt kaufen. Sie waren teuer und die Abende langweilig, weil er nichts tun konnte im Dunklen. Jetzt hat er Licht in seinem kleinen Haus; die Kinder können auch abends noch Hausaufgaben machen. Seinen Fernseher platziert er so, dass Freunde und Familie vor der Hütte Platz nehmen und das Programm mitverfolgen können. Wie ein kleines kommunales Kino, das sich großer Beliebtheit erfreut. Samuels Fernseher ist so populär, dass seine Nachbar*innen ihm sogar Geld zustecken, wenn er seine Rate nicht zahlen kann.
Think big
Für die Zukunft wünscht sich Samuel Licht in jeder einzelnen Hütte in Mangoase. Der größte Traum des Bauern ist es, eines Tages ein Motorrad zu besitzen, mit dem er Menschen als Motorrad-Taxifahrer von A nach B befördern kann. Während Samuel seinen Träumen nachhängt, testet PEG derzeit Möglichkeiten, wie Kühlschränke an die Solaranlage angeschlossen werden können. Vielleicht gibt es dann zum Filmeabend in Mangoase irgendwann auch gekühlte Limonade.
Fotos: Opmeer Reports.