Träume werden wahr
Unser erster Tag bei SEKEM machte uns mit dem Bildungsangebot des Unternehmens vertraut. Geführt wurden wir an diesem Tag von Yvonne Florides, einer Heilpädagogin aus Deutschland, die schon seit über 30 Jahren in Ägypten bei SEKEM lebt und arbeitet.
Sehr engagiert berichtete sie uns von den Anfängen – zunächst mit wenigen Kindern im Kindergarten und wie es dann weiterging mit den ersten Schulklassen. Ziel war es von Anfang an, Kinder nicht zum Auswendiglernen anzuhalten, sondern sie mit ihrer ganzen Persönlichkeit wahrzunehmen und zum selbständigen Lernen und Handeln zu befähigen.Vieles wurde improvisiert, es gab ja keine Erfahrungen und es fehlte an Lehrern, die dieses Konzept verstanden und dann auch umsetzen konnten. So mussten von Anfang an geeignete Lehrer gesucht und geschult werden. Eine mühselige Kleinarbeit.
Und was ist daraus geworden?
Es gibt Kindergartengruppen und Schulkinder nicht nur von SEKEM-Angestellten, sondern vor allem aus den umliegenden Dörfern. Einschließlich einer Kinderkrippe für Kleinkinder von Angestellten sind es insgesamt ca. 400 Kinder.
Die Schülerinnen und Schüler können nach der 9. Klasse eine Berufsausbildung beginnen oder aber nach der 12. Klasse mit dem Abitur abgehen. Die Prüfungen werden von staatlichen Kommissionen abgenommen. Im Vergleich zum staatlichen Bildungssystem werden die Kinder sehr gut ausgebildet.
Ein wichtiger Zweig des SEKEM-Bildungssystems ist die Berufsausbildung, die in sieben unterschiedlichen Berufszweigen erfolgt. Auch hier werden sowohl ehemalige SEKEM-Schüler als auch vor allem Jugendliche aus der Umgebung ausgebildet. Es sind über 200 Lehrlinge in sieben verschiedenen Berufen.
Die Einrichtung der Werkstätten war vor allem eine finanzielle Herausforderung, denn es gab dazu keinerlei staatliche Unterstützung. Beim Rundgang durch die Werkstätten hörten wir von unserer Begleiterin immer wieder die Worte: "Wir haben uns etwas gewünscht und unsere Träume wurden wahr." Da kam eine Fabrikantin aus Österreich zu Besuch und schickte eine Maschine aus ihrem Betrieb, da richtete ein Elektromeister aus Deutschland eine ganze Elektrowerkstatt ein, und so könnte man diese Aufzählung noch lange fortsetzen. Wie anerkannt diese Arbeit ist, lässt sich auch daran ermessen, dass diese Werkstatt schon dreimal aus beste Werkstatt Ägyptens ausgezeichnet wurde.
Wir waren beeindruckt von dem großen Engagement der Mitarbeitenden und können nur hoffen und wünschen, dass diese Art des Lernens und des allgemeinen Umgangs mit den Menschen zum Vorbild in der ganzen Gesellschaft wird.